Energieblog
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Strahlende Aussichten – Atomforum plant Rettung von Reaktoren mit Hilfe von Öko-Energie
Zumindest hinsichtlich der Kernkraft gilt die bevorstehende Bundestagswahl 2009 sowohl bei Freunden als auch Gegnern der Kernkraft als Schicksalswahl. Wenn Liberale und Union die Macht übernehmen, werden Deutschlands Reaktoren länger laufen, wohingegen in allen anderen möglichen Konstellationen eine reihenweise Abschaltung erfolgen dürfte, da die vor neun Jahren im Atomkonsens vereinbarte Restlaufzeit von 32 Jahren dann für viele Atomkraftwerke ablaufen wird. Aufgrund dessen spielt RWE bereits seit Monaten mit Reparaturen beim Meiler Biblis A auf Zeit. Vattenfall lässt seit 2007 den Reaktor Brunsbüttel überholen, EnBW setzt auf “optimierten Betrieb” seines Kraftwerkes Neckarwestheim, und das mindestens bis September, denn dann stehen die Bundestagswahlen ins Haus.
Zum zentralen Thema wird die Laufzeit der Reaktoren, wenn das Deutsche Atomforum zur Jahrestagung im Hilton in Dresden zusammen kommt. Die Kernkraft-Lobby will mit einer pfiffigen Idee die Republik zu einem Deal überreden, wonach für die Extra-Laufzeit von den Konzernen ein so genannter “politischer Preis” bezahlt würde, ähnlich eines “engen Zusammenspiels oder einer Allianz” der Kernkraft mit Ökostrom. Dieses enthält das Redemanuskript von Atomforums-Präsident Walter Hohlefelder. “Ab dem 27. September 18.00 Uhr sind wir bereit, unsere Vorschläge auf den Tisch zu legen und mit den Entscheidungsträgern zu verhandeln.” Hohlefelder warnt gleichzeitig vor Engpässen, sollten sieben der 17 deutschen Akws bis 2013 abgeschaltet werden. “Damit würde die Versorgungssicherheit massiv gefährdet.”
Ein Echo der Rede von Hohlefelder kam bereits von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD): “Strom-Engpässe zählen zu den ältesten Propagandamärchen der Atomlobby”. Keinen Grund für einen späteren Ausstieg sieht auch die Dena, die Deutsche Energie-Agentur, welche in einer Studie vor Stromlücken gewarnt hatte. Um dauerhafte Stromlieferungen zu garanieren, brauche das Land zwar neue Kraftwerke, so Stephan Kohler, Chef der Dena. “Man soll es aber nicht so darstellen, als ob eine Laufzeitverlängerung unbedingt erforderlich ist.” Am wenigstens von einem Atomaufschub will die Lobby der Erneuerbaren Energien wissen. Bis zum Jahr 2020 will BBE, der Ökoenergie-Verband den Atomstrom mehr als nur ersetzen. BBE-Präsident Dietmar Schütz wettert “wir brauchen keine falschen Freunde”.
Die Stromkonzerne selbst beurteilen die Öko-Atom-Symbiose von Land zu Land scheinbar unterschiedlich. Eon nahm in Großbritannien bereits Stellung zum Ausbau des Ökostroms. “Die Unterstützung für erneuerbaren Strom sollte nicht unendlich sein”, so Eon. Aus Sicht der Investoren, welche Reaktoren auf der Insel errichten wollen, sei mehr als ein Drittel Ökoanteil nicht machbar.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/85P38V/2886312/Ein-strahlendes-Angebot.html