Energieblog
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Verbot von Glübirnen – problematische Lichtverhältnisse
Die uns allen bekannte, herkömmliche und wohl immer noch überwiegend in Haushalten verwendete Glühbirne ist energetisch gesehen keine Leuchte, und so erhielt sie von Umweltpolitikern, insbesondere von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), das negative Prädikat eines Weltklimakillers. Aufgrund dessen wird diesem kleinen, unscheinbaren und dennoch leuchtenden Killer nach einer EU-Richtlinie der Garaus gemacht in Form der schrittweisen Abschaffung, des Verbotes sowie durch den Einsatz von Energiespar- und Halogenlampen.
Todesurteil wird im September vollstreckt
Die 100-Watt-Birne wird im September als erste zum klimatischen und energetischen Schafott geführt, begleitet wird sie durch ihre Komparsen Glühbirnen und Halogenbirnen. Lediglich die sparsam Arbeitenden unter ihnen mit dem Siegel der Energieklasse “A” bleiben – wohl vorerst – vom Vollzug des Todesurteils verschont. Dieses wird der erste Streich sein, aber die sieben Streiche sind längst nicht komplett, denn es geht dann jährlich schrittweise weiter, bis in der EU ab September 2013 überhaupt keine Glühbirnen mehr zugelassen sind. Die Halogenlampen dürfen noch bis 2016 ihr helles Unwesen treiben, dann müssen auch sie ihren letzten Weg antreten.
Angebliche Hamsterkäufe oder Lancierung seitens des Handels?
Aber kaum werden diese Informationen öffentlich, das heißt, eigentlich sind sie dieses ja schon länger, sondern im Angesicht des diesjährigen Septembers, der nun wirklich nicht mehr lange auf sich warten lässt, eher intensiviert, wird von diversen Medien von ersten Hamsterkäufen berichtet. Unterdessen geht ein Raunen durch die Branche, dass der Handel dieser Klimakiller das Thema selbst zum Superthema macht und vorantreibt, um sich seiner großen Vorräte entledigen zu können. Wer jedoch, trotz der definitiv klima- und somit umweltschädlichen Glühbirne auf Energiesparlampen pfeift, dem sei gesagt: Ein Grund zur Eile besteht keinesfalls, da sämtliche Glühbirnen, die sich am 1. September im Handel noch auf Lager befinden, auch noch verkauft werden dürfen. Der Hersteller Osram wird jedenfalls laut eigener Auskunft bis Ende August 100-Watt- sowie mattierte Birnen auf einem “konstant hohen Niveau” weiterhin produzieren.
“warm-confort-light”: Osram ist nicht blöd und bringt’s
Auf lange Sicht kommen Verbraucher nicht um eine Umstellung herum, denn es beginnt bereits bei der Lichtqualiät. Dass die Energiesparlampe die Qualität der Glühbirne – bis jetzt – noch nicht erreicht, geben Hersteller offen zu. Generell ist das Licht einer Energiesparlampe kälter und was wäre unsere Gesellschaft, ohne alles auch auf die Psychowelle zu delegieren, denn angeblich liegen bereites erste Meldungen vor über einen möglichen Anstieg von Depressionen und auch aufgrund dessen werde an Verbesserungen gearbeitet. So wird Osram der Vorreiter mit seiner Lichtfarbe “warm-comfort-light” sein. „Es wird aber nie eins zu eins das gleiche Licht sein“, sagt eine Sprecherin. Wer dieses suche, sei mit den noch uns etwas länger erhaltenen Halogenlampen wohl besser bedient. Zwar liegt deren Energie-Einsparung lediglich bei 30 Prozent, jedoch weisen sie die gleichen Eigenschaften auf wie Glühbirnen, und ihre Haltbarkeit ist etwa doppelt so lang.
Kauf von Leuchtmitteln wird künftig zur teilweisen schweren Geburt
Der Einkauf von Leuchtmitteln wird auf jedenfall zukünftig nicht nur komplizierter, sondern auch teurer. Bisher unterlagen Auswahl und Kauf den Kriterien bei 60 oder 40 Watt, kleiner oder goßer Fassung, Kerze- oder Birnenform, glänzend oder matt. Aber als wenn dieses nicht bisher schon zuweilen ein regelrechtes Auswahldesaster beim oft unentschlossenen Konsumenten auslöste, kommen nun noch weitere Kriterien hinzu wie Brenndauer, Dimmbarkeit und Lichtfarbe. Diese Angaben finden zukünftig in der Regel auf der Verpackung Platz. Auf dieser wird auch vermerkt sein, wie viel Watt der Leistung der einer herömmlichen Glühbirne entspricht. Fakt ist, dass Glühbirnen mit weniger Watt auskommen. Hoffentlich werden diese wichtigen Informationen auf den Verpackungen wenigstens lesbar sein und einen Massenansturm beim billigsten Brillenanbieter umgehen.
Die Preise jedoch für die neuen Energiesparlampen werden, trotz der Versprechen von Herstellern sowie der Deutschen Energiagentur des Bundes, Dena, dass diese zehnmal länger halten, Käufern die Tränen in die Augen treiben, denn teilweise liegt der Anschaffungspreis auch beim Zehnfachen einer herkömmlichen Glühbirne. Andererseits können Verbraucher diese höheren Kosten auch schnell wieder ausgleichen, da die Sparlampen immerhin einen bis zu 80 Prozent niedrigeren Energieverbrauch haben. Laut einer Berechnung der Dena sparen Verbraucher beim Ersatz einer herkömmlichen 120-Watt-Glühlampe eines Deckenfluters durch eine Energiesparlampe mit einer Leistung von 23 Watt über deren gesamte Lebensdauer rund 190 Euro ein.
Von allen wird diese optimistische Rechnung jedoch nicht geteilt. So hat längst “Öko-Test” im Oktober vergangenen Jahres einen Test durchgeführt und kam zu einem recht eindeutigen Urteil, welches die Branche doch ziemlich aufschreckte, denn in dieser Studie hieß es nun plötzlich, dass die Energiesparmöglichkeiten weitaus geringer seien als versprochen, und zudem würden diese Energiesparlampen unter anderem Elektrosmog erzeugen. Um diese Studie auf einen Punkt zu bringen: “Energiesparlampen sind kein wirklicher Fortschritt und keine echte Alternative zu Glühlampen”. Die Öko-Tester beharren auch nach weiteren rund 3000 “Test-Brennstunden” auf ihrer Erkenntnis. Dem gegenüber jedoch kommt eine Studie der Stiftung Warentest nach einem bis zu 15.500 Stunden langen Dauertest zu einer guten Leuchtkraft.
Was drauf steht, soll drin sein!
Während dessen treiben Hersteller wie Osram die Forschung an LED-Lampen weiter voran. “Die Brenndauer, die drauf steht, steckt in der Regel auch drin,” so ein Sprecher des Glühbirnen- und Energiesparlampen-Herstellers Philips. Bis zu 8000 Stunden Brenndauer garantiert Philips, während Osram drei Jahre, also garantiert 3000 Stunden, so, wie auch auf der Verpackung vermerkt. Allerdings müssen Verbraucher, wenn sie eine kaputte Birne ersetzt haben möchten, so lange den Kassenbon aufheben. Das macht ja nichts, wir sind ja gewöhnt, jeden Fummelbeleg aufzuheben, und notfalls kann man statt neuer Tapeten auch Kassenbons nehmen. Das wäre preiswerter, bunter und würde dem wieder erwachten Retrolook gerecht…
Die Hersteller schließen jedoch aus, dass künftig Verbraucher sich von ihren bisherigen Lampen via Sperrmüll trennen müssen, da davon auszugehen sei, dass es zu jeder Lampe, die auf dem Markt ist, auch ernergieeffiziente Alternativen geben werde, so eine Osram-Sprecherin.
Nach Einschätzung der Hersteller wird die Lichtfamilie sich ohnehin durch andere Mitglieder ergänzen, und zwar durch LED (Light Ermitting Diode), wobei Licht entsteht, indem Strom durch ein elektronisches Halbleitersystem, die so genannte Diode, fließt. Die neuen LED-Lampen sind genauso sparam wie Energiesparlampen, jedoch halten sie bedeutend länger, und zwar 20 bis 30 Jahre und sind somit noch weit entfernt von einem Massenprodut, denn es wird wohl kaum Verbraucher geben, die willens und oft gar nicht in der Lage sind, für eine einzige LED-Birne rund 30 Euro auszugeben.
Da die Hersteller sowieso an markttauglichen Lösungen arbeiten, ist für Unternehmen diese neue Technik vor allem aufgrund der Möglichkeit der Erschließung neuer Märkte von Interesse. Kunden sollen zukünftig anstelle einer Glühbirne eine Leuchte mit einem integriertem LED-Chip kaufen können, welcher per Knopfdruck auf arbeitstaugliches oder gemütliches Licht umstellen soll. Der Hersteller Philips bezeichnet diesen LED-Chip als “Paradigmenwechsel”. Dieses neue Lichtspielchen könnte schon bald die bisherigen in den Schatten stellen und die Verbraucher vor die Wahl stellen. Aber wie das so bei Spielchen ist: Wer hat nicht gerne die Auswahl?
Alles in allem: richtig, dass wenigstens ein Klimakiller seine gerechte Strafe erhä(el)lt. Wurde langsam Zeit, ist m.E. schon lange überfällig, aber es heißt ja auch “Gut Ding will Weile haben”, und wenn hieraus gute (Leucht-)Dinger entstehen, ist das gesamte Lichtmenü doch ein gutes Ding. Immerhin – der Wandel wird nicht nur dem Geldbeutel und dem Klima (und damit auch der Umwelt) zugute kommen, sondern eröffnet den Herstellern neue Spielwiesen, auf welchen sie nach Herzenslust ihre Ideen und Phantasien bei Neuentwicklungen freien Lauf lassen können. Und das ist gut so. Denn nicht alles, was neu ist, muss schlecht oder schädlich sein, sondern kann zuweilen auch bei so manchem ein Licht aufgehen lassen.