Energieblog
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SPD: Klimawandel ist die grösste Herausforderung dieses Jahrhunderts
Zur Vorlage der ersten Teils des vierten Sachstandberichts des ‘Zwischenstaatlichen Ausschusses fuer Klimaaenderungen’ (IPCC) erklaeren der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Marco Buelow, der bildungs- und forschungspolitische Sprecher, Joerg Tauss und die zustaendigen Berichterstatter, Frank Schwabe und Dieter Grasedieck:
Der Bericht des IPCC macht nochmals ganz deutlich: Der Klimawandel ist menschengemacht und schreitet rascher voran als bisher angenommen. Noch 2001 hat der IPCC mit 66-prozentiger Sicherheit angenommen, dass der Mensch hauptverantwortlich fuer den Klimawandel ist, jetzt sind es 90 Prozent. Dieser neue Bericht fuehrt uns erneut vor Augen, in welch besorgniserregendem Zustand sich das globale Klimasystem befindet.
Die Experten haben eine Reihe von Kernaussagen getroffen: Die Konzentration der Treibhausgase liegt deutlich hoeher als jemals zuvor in den letzen 650.000 Jahren und ihr Anstieg ist hoeher als in den letzten 20.000 Jahren. Ohne Klimaschutzmassnahmen prognostizieren die Rechenmodelle ueber alle Szenarien hinweg einen Anstieg der globalen Mitteltemperatur um 1,1 bis 6,4 Grad bis 2100, eine Zunahme von 0,2 Grad pro Jahrzehnt fuer die naechsten 30 Jahre ist sehr wahrscheinlich, das heisst zu mehr als 90 Prozent sicher. Weiterhin wird ein Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 zwischen 18 und 59 Zentimeter vorausgesagt.
Das Wissen ueber regionale Klimaaenderungen ist aufgrund besserer Rechenmodelle und -kapazitaeten groesser geworden. Wenn keine Klimaschutzmassnahmen ergriffen werden, nimmt die Erwaermung der Kontinente und besonders der noerdlichen Polregionen weiter zu. Wenn jetzt nichts gegen den Anstieg der Treibhausgase getan wird, ist laut IPCC ein weltweiter Temperaturanstieg von unter 1,5 Grad sehr unwahrscheinlich, ein solcher von mehr als 4,5 Grad nicht auszuschliessen. Als am wahrscheinlichsten gelten drei Grad. Allerdings ist die ueberraschend starke Eisschmelze in der Arktis noch gar nicht in die Modellrechnungen des IPCC einbezogen. Der Meeresspiegel koennte also noch weiter ansteigen, als jetzt schon befuerchtet.
In der Arktis koennte es bis zu sechs Grad waermer werden, was zum Abschmelzen des groenlaendischen Eisschilds und zu einem Anstieg des Meeresspiegels um sieben Meter fuehren koennte. Mit weltweit dramatischen Folgen. Davon wuerde auch Deutschland nicht verschont bleiben. Neben der Vorlage der neuen Daten lautet eine Kernbotschaft, dass wir eine deutlich intensivere Klimaforschung betreiben und fuer die schnellstmoegliche Verbreitung klimaschonender Technologien sorgen muessen.
Man darf sich keine Illusionen machen: Der Klimawandel macht auch vor unserer Haustuer nicht Halt. Das alles wuerde eben nicht nur bedeuten, dass die Sommer an der Ostsee heisser werden und man in den Alpen nicht mehr Skifahren kann; wenn wir jetzt nichts unternehmen, drohen auch uns vermehrt Jahrhundertfluten, Stuerme wie ‘Kyrill’ und starke Unwetter, wie man sie in diesen Breitengraden bisher nicht kannte.
Die Zeit der Skeptiker und Blockierer in Sachen Klimawandel ist endgueltig vorbei. Wir brauchen die folgenden Berichtsteile nicht mehr mit Spannung abzuwarten, sondern sollten uns im Rahmen der deutschen EU-Ratspraesidentschaft und auf dem G8-Gipfel im Juni fuer klare Schlussfolgerungen ueber die europaeischen Klimaziele (Reduktion der Treibhausgasemissionen in den Industrielaendern um 30 Prozent bis 2020 und 60 bis 80 Prozent bis 2050), einsetzen. Deutschland will da mit 40 Prozent mit gutem Beispiel vorangehen. Die Voelkergemeinschaft der
Industrie- als auch der Entwicklungslaender braucht ein UN-Nachfolgeprotokoll fuer Kyoto, die USA und Australien muessen mit ins Boot.
Die Plaene zu vielen wichtigen Klimaschutzinstrumenten liegen auf dem Tisch. Wir fordern von der Regierung und dem Bundestag deshalb ein:
– Auf die Vorgaben der EU zum Emissionshandel (NAPII) einzugehen, um im Sinne des Klimaschutzes an einem Strang zu
ziehen.- Die deutsche Autoindustrie an ihrer Selbstverpflichtung fuer den Kohlendioxid-Ausstoss zu messen und verbindliche Grenzwerte festzulegen.
– Noch in diesem Jahr ein erneuerbares Waermegesetz auf den Weg zu bringen.
– Das Kraft-Waerme-Kopplungs-Gesetz zu novellieren und zu einem wirksameren Klimaschutzinstrument auszubauen.
– Dem Top-Runner-Programm auf EU-Ebene endlich zum Durchbruch zu verhelfen.
– Die Steuerbevorteilung des klimaschaedlichen Flugverkehrs in Bezug zu anderen Verkehrsmitteln endlich abzubauen.
– Den Aufbau einer internationalen Agentur fuer Erneuerbare Energien voranzutreiben.
– Das Aktionsprogramm zum Klimawandel mit den Koalitionsfraktionen abzustimmen und die Klimaschutzforschung auch auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energien zu konzentrieren.
Pressemitteilung SPD-Bundestagsfraktion 2.2.2007